Aus der Chronik der Gemeinde Görsbach:
Der Görsbacher Karnevalverein, welcher im Jahr 2020 sein 65- jähriges Jubiläum feiern wird, wurde 1955 gegründet. Damals hatte die Betriebssportgemeinschaft Traktor Görsbach einen Maskenball geplant, jedoch wurde durch die Initiative der Sportfreunde daraus im Februar 1956 unser jetziger Karneval.
Als Treffpunkt während der gesamten Vorbereitungen soll das Gasthaus „zum Kyffhäuser“ von Frau Elli Junker gedient haben.
Der aus dem Rahmen fallende Schlachtruf „Görsbach Horrido“ entstand durch die Spende eines Fässchens Jagdkräuterlikör mit dem Namen „Horrido“ der Brennerei August Picht in Nordhausen.
Schon dieser erste Karneval war ein voller Erfolg. Es gab neben den Veranstaltungen einen prächtigen Festumzug und somit auch das erste Prinzenpaar, welches die Regentschaft übernahm. Es waren Werner der Erste (Werner Meyer) und Erika die Erste (Erika Vopel). Im Jahr 1956 war unser Karneval einer der ersten Karnevalssitzungen überhaupt in der Region und einer der größten kulturellen Höhepunkte dieser Zeit.
Angeführt wurde die närrische Schar damals vom Präsidenten Siegfried Zibell, genannt „Siggi der Erste“, welcher sein Amt mit viel Elan bis 1982 führte und dann das Zepter an Siegfried den Zweiten (Siegfried Mannstedt) übergab. Dieser führte den Verein mit großem Einsatz bis 2005 und übergab die Verantwortung an Fred den Ersten (Fred Cyriax), welcher die Görsbacher Karnevalisten erfolgreich bis ins 60. Jubiläum im Jahr 2015 führte. Peter Heidrich übernahm anschließend die oberste Verantwortung im Verein und leitete in seiner Amtszeit, zusammen mit Vorstandsmitglied Bernd Trinkaus, den erforderlichen Umbruch in den Vorstandsgremien ein, sodass zunächst mit Sebastian Paulick(2018/19) und aktuell mit Mandy Henning die Vereinsführung in junge dynamische Hände gelegt wurde. Gemeinsam mit weiterer junger und auch oft weiblicher Schaffenskraft und der Unterstützung der langerfahrenen Verantwortlichen wird aktuell das 65. Jubiläum im Jahr 2020 vorbereitet. Jubiläumskampagnen mit dem Höhepunkt-Wochenende im Festzelt waren immer ganz besondere Kampagnen, und das wird dann auch 2020 wieder so sein.
Aber zurück in die Vergangenheit: In den Jahren 1966/67 mussten die Karnevalisten den Namen „Görsbacher Karnevals Gruppe“ annehmen, da das Wort Verein von der SED-Regierung nicht mehr gewollt war. Überhaupt wollte sich die damalige Regierung mit dem Karneval nur notgedrungen identifizieren. So gab es einmal einen Zeitpunkt, wo die Büttenreden eigentlich im Vorfeld zur Zensur vorgelegt werden sollten. Diese Reglementierung verlief jedoch erst vorsichtig, später jedoch ganz im Sand, denn es waren die Karnevalsveranstaltungen, die im Winterhalbjahr vielerorts die einzigen kulturellen Höhepunkte waren.
Eine besondere Stellung nimmt natürlich seit Beginn der Kinderkarneval ein, welcher im Jahr 2018 sein 60. Bestehen feiern konnte. Es waren vor allem der langjährige Vize Rudi Kottke, seine Frau Ruth sowie der erste Präsident Siegfried Zibell, die die Gründung organisierten. Weitergeführt wurde der Kinderkarneval dann von Werner Meyer und seiner Frau Elfriede, mit Unterstützung von der damaligen Hofschneiderin Hanna Dohnalek und des Hofmusikus Gerhard Kitzler. Später übernahmen Christine Hankel und Ehemann Eckehard Hankel und dann ein Team von Klaus Lapucha und Andreas Dietzel die Betreuung unseres Nachwuchses. Aktuell tragen Simone Kitzler und ihre Helfer die Verantwortung für unsere Jüngsten.
Ob Kinderkarneval oder Festsitzung der Erwachsenen, immer dabei ist der Hofmusikus in zweiter Generation. Dietmar Kitzler löste nahtlos seinen Vater Gerhard Kitzler ab. Er schreibt und komponiert die Karnevalsschlager, begleitet alle Musikgruppen mit dem Akkordeon und unterstützt sie auch gesanglich.
Endlos wäre die Liste derer, welche immer mit Herz und Seele dabei waren und immer noch sind. Ob hinter der Bühne oder als Aktive, die Liste würde diesen Rahmen sprengen. Einer jedoch sei hier noch erwähnt, unser langjähriger Büttenredner Fritz Linke, von dem hier ein Vers angefügt werden soll:
„Inmitten der Aue, wo der Hedderich blüht,
wo die Helme vorüber an Viehweiden zieht,
wo die Bahn, die bisher einen Bogen gemacht,
ward dicht heran an den Ort gebracht.
Wo Menschen sich lieben, mitunter auch hassen,
wo manche bei Regen die Jauche rauslassen.
Wo es „Fritzen“ gibt wie Schlamm auf der Straßen,
wo viele bisher so viel Individuelles besaßen.
Wo Prinzen alljährlich ihr Amt antreten,
wo ausgerissene Kühe das Getreide zertreten.
Wo der Lohbach und der Schönbach sich friedlich vereint,
wo man Tränen der Freude, auch des Leides still weint,
da feiert man Fasching, da liebt man Humor,
und zaubert alljährlich was Neues hervor.
Selbst die Jüngsten in den Wiegen, die die Mutterbrust ernährt,
genießen in vollen Zügen, was der Frohsinn uns lehrt.
Kaum sind sie dem Korb entwachsen und die ersten Schritte geh`n,
mit dem Fasching verwachsen, wollen nicht mehr abseits stehn.“
Görsbach Horrido!